Zum Nachdenken…


Liebe Gemeinde,
das ach so süße Kind in der Krippe mit seinem Babyspeck, passend zu den ach so süßen Plätzchen und dem fetten Weihnachtsessen – ein paar Tage im Jahr spielt Gott sogar für etliche Kirchenferne eine Rolle. Denn ohne den Gott, der Mensch wird, wird das Fest der Feste halt doch etwas inhaltsleer und die Mahlzeiten bekommen einen schalen Beigeschmack.
Gerade im Januar nächsten Jahres allerdings, wenn wir die Feiertage überstanden haben, will der Monatsspruch mehr von uns: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft.“ Die wenigen Tage genügen ihm nicht. Genau das jedoch passt zu dem Kind: Denn der ach so niedliche Gott, der ach so hilflos in der Krippe liegt, ist auf das Wohlwollen anderer angewiesen. Wer Kinder hat, weiß, dass so ein Baby uneingeschränkte Liebe benötigt – mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft (wie die schlaflosen Nächte junger Eltern überdeutlich zeigen), und zwar an 365 Tagen im Jahr.
Allerdings ist dieses Kind ja längst groß. Auf uns oder unsere Liebe angewiesen sollte es nicht mehr sein. Wo jedoch der „große“ Gott keine Rolle mehr spielt und für sich selbst sein soll, braucht es das weihnachtliche Kind auch nicht. Denn die Menschlichkeit und Friedensbereitschaft der Weihnachtszeit sind ja das ganze Jahr über nötig. Sonst haben die Hilflosen nichts von der Süße und nichts vom Fetten. Sie benötigen unsere Liebe nicht nur in den winterlichen Tagen der Nächstenliebe. Und an ihnen zeigt sich, wie sehr wir diesen Gott lieben – ob nur halbherzig, seelenlos und ohne Kraft, oder eben so, wie es der Monatsspruch fordert. Nur so kann unsere Liebe zu Gott und damit seine Liebe zu uns deutlich werden. Wo ich das als Vorsatz vom Fest weg mit ins neue Jahr nehme, wird der Monatsspruch schon ein ganzes Stück weit umgesetzt – und das Süße und Fette befreit vom schalen Beigeschmack.
Ein so intensives Weihnachtsfest und vor allem neues Jahr wünscht Ihnen
Ihr
Pfarrer Daniel Lischewski