Schon immer spricht der Wein Menschen an und sie lassen sich von ihm beseelen. Was wundert’s, wenn der Wein und was dazu gehört vielfach in der Bibel vorkommt. Das beginnt schon beim Weinberg. Damit wird in bildlicher Weise das Verhältnis Gottes zu seinem Volk beschrieben. Er kümmert sich darum wie ein Winzer um seinen Weinberg, fürsorglich, weitblickend, täglich neu, fast so wie es im Sprichwort heißt: „Der Weinberg will jeden Tag seinen Herrn sehen.“ Gott braucht dazu Menschen, die sich verantwortlich für sein Volk einsetzen. Denn der Weinberg kann auch öde und verwüstet werden, etwa wenn das Volk Israel schlecht regiert wird, ändern Göttern nachläuft oder von fremden Mächten unterworfen wird – eine zeitlos aktuelle Aussage.
J)er Wein erfreut des Menschen Herz“, so heißt es im Psalm. Zugleich warnt die Bibel vor übermäßigem Weingenuss.
Jesus spricht in vielen Bildern vom Wein. Und wo Menschen fröhlich miteinander feiern, ist er dabei und sorgt dafür, dass der Wein nicht ausgeht und die Festfreunde bleibt wie bei der Hochzeit zu Kana.
Für Jesus wird nicht nur der Wein, sondern auch der Weinstock zum
Gleichnis. Auf ungemein zarte und anschauliche Weise beschreibt
er am Weinstock und den Reben das Verhältnis zwischen sich und den Seinen. Wie ein Weinstock seine Trauben nährt, damit sie wachsen und reifen, so entwickeln sich seine Jüngerinnen und Jünger am inwendigen Menschen
in der Sonne seiner Gnade. Man sollte sich das ansehen, wie im Frühjahr am Weinstock nach der Blüte zuerst sandkorngroße Beeren entstehen, die über den Sommer
zu saftig-süßen Früchten reifen.
So werden wir gestärkt durch Jesu Wort, werden miteinander verbunden und ernährt durch Brot und Wein. Welch ein Geschehen! Kein erhobener Zeigefinger, kein Du musst, sondern einfach dranbleiben an dem Anfänger und Vollender des Glaubens und gelegentlich froh sein Glas Wein erheben, anderen zuprosten und genießen.
Reinhard Kern